Demenz

Der Begriff Demenz bezeichnet den zunehmenden Abbau kognitiver, sozialer und emotionaler Fähigkeiten mit dem Leitsymptom einer Gedächtnisstörung. In der Mehrheit der Fälle (50-60%) liegt eine Alzheimer-Demenz zugrunde. Es kommen aber noch viele andere Erkrankungen ursächlich in Frage, die abgegrenzt werden müssen. Häufig sind auch eine Demenz als Folge von Durchblutungsstörungen des Gehirns (vaskuläre Demenz) und Mischbilder aus beiden Erkrankungen. Andere Erkrankungen sind die Lewy-Body-Demenz und die frontotemporale Demenz. Dementielle Syndrome sind teilweise behandelbar, zum Beispiel wenn ein Normaldruckhydrocephalus oder eine metabolische Störung besteht.

Die gestörten geistigen Leistungen lassen sich in verschiedene Bereiche unterteilen:

  • Gedächtnis und Lernen,
  • Denken (Problemlösen, Schlussfolgern, Urteilen)
  • Sprachfähigkeit (Wortflüssigkeit, Wortfindung, Inhalt)
  • Aufmerksamkeit (Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, Wechsel zwischen mehreren Informationsquellen)
  • Planung und Durchführung von Bewegungen
  • Visuokonstruktive Fähigkeiten (Nachzeichnen von Strukturen)
  • Handlungsplanung und -durchführung (exekutive Funktionen)

Weiterhin können Veränderungen im Bereich der Persönlichkeit (Eigensinn, Verstärkung der Persönlichkeitszüge), Depressivität und Angst, psychotische Symptome (z.B. Verfolgungswahn) und Verhaltensstörungen (Umkehr des Tag-Nacht-Rhythmus, Aggressivität, Unruhe etc.) hinzutreten.

Normale und pathologische Alterungsvorgänge

Im Alter wird die kognitive Leistungsfähigkeit durch Variablen wie Bildung, Beruf, Gesundheit und Lebensstil beeinflusst, so dass die Leistungsfähigkeit interindividuell stark variiert. Auch die verschiedenen Teilbereiche des Denkens zeigen sich im höheren Alter variabel. Während sprachliche Leistungen und kulturelles Wissen lange gut sind, lassen die Geschwindigkeit der Denkvorgänge, das Problemlösen und das Schlussfolgern häufig deutlich nach. Das Wiedererkennen von Gedächtnisinhalten ist häufig möglich, während lediglich der spontane Abruf oft vermindert ist. Pathologisch ist dagegen beides zusammen, eine Störung des Abrufs und der Abspeicherung von Gedächtnisinhalten. Dies ist z.B. bei der Alzheimer-Demenz der Fall.

Was bedeutet „mild cognitive impairment“?

Ein Zwischenstadium zwischen normalen Alterungsvorgängen und einer Demenz nimmt die leichte kognitive Beeinträchtigung oder das „mild cognitive impairment“ (MCI) ein. Hier bestehen Gedächtnisstörungen, jedoch keine Beeinträchtigungen des täglichen Lebens und keine sonstige Denkbeeinträchtigung. Menschen mit dieser Störung haben ein erhöhtes Risiko, eine Demenz zu entwickeln (10-15% pro Jahr gegenüber 1-2% der nicht betroffenen Gleichaltrigen).

Formen des Gedächtnisses

  • Ultrakurzzeitgedächtnis: Millisekunden; für die frühe Reizwahrnehmung
  • Kurzzeitgedächtnis: einige Sekunden, hier Informationsverarbeitung; durch inneres Wiederholen länger. Ein Teil bildet das Arbeitsgedächtnis: Informationsaufnahme, Abruf von kurz Gespeichertem, Bearbeitung, Voraussetzung für problemlösendes und planendes Denken.
  • Langzeitgedächtnis: erfolgte Konsolidierung von Informationen

Weiterhin erfolgt eine Einteilung zum einen in das deklarative oder explizite Gedächtnis (Informationen bewusst und willentlich abrufbar) mit den Unterformen episodisch (Ereignisse) und semantisch (Faktenwissen), für dessen Funktionieren v.a. der mediale Temporallappen (v.a. Hippokampus und entorhinaler Kortex) und das mediale Dienzephalon (v.a. medialer Thalamus) verantwortlich sind (links eher semantisches, rechts episodisches Altgedächtnis). Diese Bereiche sind z.B. bei Alzheimer-Demenz früh gestört. Auch die präfrontale Kortexregion beinhaltet Funktionen des Arbeitsgedächtnisses; eine Schädigung (z.B. frontale Demenz) bringt eine Störung der Aufmerksamkeit sowie des abstrahierenden Denkens mit sich, allerdings auch Persönlichkeitsveränderungen.

Zum anderen haben wir ein nicht-deklaratives oder implizites Gedächtnis, also das nicht bewusste und nicht willentlich abrufbare Wissen. Es wird eingeteilt in das prozedurale Gedächtnis über motorische und kognitive Fertigkeiten (Speicherung und Verarbeitung v.a. in Basalganglien und Kleinhirn) und in das „Priming“, also das Wiedererkennen von zuvor Gesehenem und Erlebtem.

Alzheimer-Demenz

In Deutschland leiden zur Zeit ca. 1 Millionen Menschen in Deutschland an einer Alzheimer-Erkrankung, im Jahr 2050 könnten es bis zu 3 Millionen Bürger sein. Pathophysiologisch kommt es im Gehirn zur Bildung von Ablagerungen sowohl außerhalb der Nervenzellen (senile Plaques aus beta-Amyloid-Peptiden) als auch in den Nervenzellen (Neurofibrillen aus Tau-Protein). Dies führt zum Zelltod der betroffenen Nervenzellen und zu einem Mangel an Überträgerstoffen im Gehirn, v.a. von Azetylcholin. In der zerebralen Bildgebung kann im Verlauf eine temporale oder parietale Atrophie sichtbar sein, auch das Gesamthirnvolumen nimmt ab.

Typischerweise kommt es zu Störungen des episodischen Gedächtnisses, der Wortflüssigkeit / des Benennens und zu Störungen der räumlichen Verarbeitung. Dabei sind v.a. verbale Störungen und Störungen der verzögerten Wiedergabe von kurz zuvor Gehörtem oder Gelerntem sehr sensitiv für eine Alzheimer-Demenz.

Therapeutisch werden Hemmer der Azetylcholinesterase eingesetzt, im fortgeschrittenen Stadium eventuell der Glutamantantagonist Memantine. Diese Medikamente zeigen eine begrenzte Wirksamkeit auf die Symptome, sie können jedoch das Voranschreiten der Erkrankung nicht sicher aufhalten. Darüber hinaus erfolgt eine Behandlung der sonstigen Symptome (Schlafstörungen, Erregung, wahnhafte Symptome, depressive Verstimmung).

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