Lumbaler Bandscheibenvorfall

Die Häufigkeit eines lumbalen Bandscheibenvorfalles liegt bei 150/100.000 pro Jahr, damit sind sie bedeutend häufiger als Bandscheibenvorfälle im Halsbereich. Bei einem Vorfall (oder Prolaps) ist der Gallertkern der Bandscheibe geschädigt und tritt aus, während sich die Bandscheibe bei einer Protrusion nur nach hinten oder seitlich verschiebt. Bei einem symptomatischen Bandscheibenvorfall kann es massiven Rückenschmerzen kommen, die ins Bein ausstrahlen können („Lumboischialgien“), eventuell auch zu neurologischen Ausfällen wie Sensibilitätsstörungen, Lähmungserscheinungen oder peripheren Reflexausfällen.

Wichtig ist zu verstehen, dass Bandscheibenvorfälle im Rahmen von Alterungsprozessen sehr häufig auftreten und oftmals gar keine Beschwerden verursachen. Wenn also eine Bildgebung der Lendenwirbelsäule erfolgt (CT oder MRT), müssen immer auch die bestehenden Beschwerden mit dem bildmorphologischen Befund zusammenpassen, ein reiner Bildbefund darf nicht überinterpretiert werden. Die bildgebende Diagnostik dient dazu, andere Ursachen für eine Lumbago oder Lumbischialgie auszuschließen (Tumor etc.).

Ein sehr ähnliches Beschwerdebild kann bei „pseudoradikulären“ Syndromen auftreten. Hier sind die Nervenwurzeln nicht betroffen, und der Bildbefund kann komplett unauffällig sein. Als Ursache kommen Wirbelgleiten, Hüftarthrose, Hüftgelenksarthritis, Schleimbeutelentzündung, muskulären Syndrome etc. in Frage.

Wie bei einem Bandscheibenvorfall vorgegangen wird, wird häufig interdisziplinär entschieden. Eine klare Indikation für eine Operation sind nur zunehmende neurologische Ausfälle, deutliche Lähmungen oder Blasen- oder Mastdarmstörungen. Auch wenn trotz intensiver Schmerztherapie die Beschwerden nicht zu bessern sind, kann eine Operation notwendig sein.

Gerade bei der Entscheidung, ob die Symptome zum Bildbefund passen, kann die neurologische Diagnostik entscheidend sein. Mittels der elektrophysiologischen Untersuchungen (SEP, Neurographie, Elektromyographie) kann eine relevante Schädigung der Nervenwurzel durch einen Bandscheibenfall diagnostiziert oder ausgeschlossen werden.