Als Konzentrationsstörung bezeichnet man die verminderte Fähigkeit, seine gesamte Aufmerksamkeit über längere Zeit auf einen Fokus zu richten. Diese Fähigkeit der Konzentration wird in der Kindheit erlernt, wobei Dauer und Intensität der Konzentrationsphasen mit zunehmendem Alter ansteigen. Voraussetzungen für eine ungestörte Aufmerksamkeit und Konzentration sind Wachheit und ein klares Bewusstsein. Eine Störung zeigt sich darin, dass gestellte Aufgaben nicht im Ganzen erfasst werden, eine Ablenkbarkeit besteht, Flüchtigkeitsfehler gemacht werden oder Leistungen nicht wie gewünscht erbracht werden können.
Konzentrationsstörungen können kurzzeitig auftreten, zum Beispiel bei Müdigkeit, Ablenkung durch Umgebungsreize wie Lärm und Reizüberflutung, bei fehlendem Interesse oder allgemeinem Motivationsmangel. Auch eine emotionale Belastung – ein Beispiel ist ein hoher Leistungsdruck – kann die Aufmerksamkeit und Auffassung reduzieren. Dies ist noch nicht pathologisch.
Wenn aber einer oder mehrerer dieser Faktoren auf Dauer bestehen, können die Konzentrationsstörungen chronisch werden.
Darüber hinaus können organische Erkrankungen das Konzentrationsvermögen akut oder auf Dauer beeinträchtigen. Wichtige Ursachen für akute Störungen können ein Alkohol- oder Drogeneinfluss, Fieber, Infektionen oder akute psychiatrische Störungen sein.
Chronische Störungen der Konzentration können als Folge verschiedener Erkrankungen des Gehirns und vieler internistischer Krankheiten auftreten, aber auch die Auswirkung von chronischen Schmerzen, Unter- oder Fehlernährung oder länger bestehenden Schlafstörungen sein.
Weiterhin sind psychische Erkrankungen häufig für das Auftreten von dauerhaften Konzentrationsstörungen verantwortlich. Dies können beispielsweise depressive oder bipolare Störungen, Angststörungen oder Substanzmissbrauch sein.
Bei der Abklärung muss immer auch an das Vorliegen eines Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts-)Syndroms (ADHS bzw. ADS) gedacht werden. Ursächlich für diese häufige Störung (Häufigkeit bei Jungen 9%, bei Mädchen knapp 3%) wird eine Fehlfunktion in verschiedenen Regelkreisen des Gehirns (Frontalhirn, Kleinhirn und Basalganglien) angenommen, die durch ein Ungleichgewicht im Stoffwechsel der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin zustande kommen. Für die Entstehung dieser Fehlfunktion sind belastende Einflüsse während der Schwangerschaft und/oder verschiedene psychosoziale Stressfaktoren in der Kindheit verantwortlich.
Die Symptome eines AD(H)S treten stets schon im Kindesalter auf. Wenn von den Eltern ärztlicher Rat eingeholt wird, gehört zu einer Abklärung bei einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie zunächst eine genaue Erfragung des familiären und schulischen Umfeldes sowie eine vollständige neurologische Untersuchung der motorischen Entwicklung und der Sinnesorgane. Es schließt sich nach Möglichkeit eine Verhaltensbeobachtung und meistens eine testpsychologische Untersuchung an. Hierbei werden auch Intelligenz und Aufmerksamkeit sowie die soziale, emotionale und motorische Entwicklung erfasst. Bevor die Diagnose eines AD(H)S gestellt wird, müssen Entwicklungsstörungen und zugrunde liegende organische Krankheiten ausgeschlossen werden. Die Therapie sollte einem Spezialisten vorbehalten sein und immer alle mitverantwortlichen Felder mit einbeziehen. Eine medikamentöse Therapie kann notwendig sein, ist aber keinesfalls immer erforderlich.
Auch im Erwachsenenalter kann ein AD(H)S noch immer bestehen und den Alltag und die Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen. Eine adäquate Diagnostik und Therapie sollten in einer auf diese Störung spezialisierten Praxis oder Ambulanz erfolgen.
Bei der Vorstellung eines Patienten mit Konzentrationsstörungen ist zunächst eine detaillierte Anamnese und Diagnostik notwendig, bei der vorliegende organische oder psychische Belastungsfaktoren erkannt werden sollen. Die neurologische Abklärung dient dem Ausschluss bzw. der Diagnose zugrunde liegender Erkrankungen des zentralen Nervensystems, da diese häufig mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen verbunden sind. Das Vorliegen einer Demenz ist hierfür das häufigste Beispiel.
Anschließend erfolgt eine möglichst spezifische Therapie der vermuteten Ursachen. Sehr oft führt die erfolgreiche Behandlung einer zugrunde liegenden neurologischen oder internistischen Erkrankung zu einer kompletten Rückbildung der Störung. Auch die Verminderung psychischer Belastungsfaktoren kann eine deutliche Verbesserung von Konzentrationsstörungen mit sich bringen. Psychopharmaka, die einen spezifischen Effekt auf die Konzentration haben, gibt es nicht, sondern es müssen immer die Störungsursachen so gezielt wie möglich – auch pharmakologisch – therapiert werden.