Epidemiologie der Covid-19-Infektion

In Deutschland verläuft die Corona-Pandemie aktuell in Wellen. Die erste Welle im Frühling 2020, die mit hohen Infektions- und Todeszahlen einherging und erst im späten Frühjahr abebbte, wurde durch das ursprüngliche beobachtete Corona-Virus ausgelöst. So wie es für ein Atemwegsvirus typisch ist, gingen die Infektionszahlen über die Sommermonate 2020 zurück. Im Herbst trat dann die zweite Welle auf (immer noch durch das ursprüngliche Virus bedingt), die aufgrund vieler Krankheitsfälle bei älteren Menschen zu einer hohen Sterberate führte.

Die erste als „Alpha“ bezeichnete Virusvariante, die 40-50% ansteckender war als das ursprüngliche Virus, verdrängte schnell das ursprüngliche Virus und verursachte die dritte Erkrankungswelle um Weihnachten 2020 herum. In dieser Welle infizierten sich eher jüngere Menschen, so dass die Erkrankungsschwere und die Sterberate gegenüber den vorherigen zwei Wellen zurückgingen.

Zum Jahreswechsel 2020/2021 startete das Impfprogramm, das zusammen mit weltweit verhängten Kontaktbeschränkungen zu einem Rückgang der Infektionszahlen ab April 2021 führte.

Allerdings trat dann eine aus Indien stammende neue Virusvariante auf, die Delta-Variante, die sich aufgrund ihrer höheren Infektiosität (gegenüber den vorherigen Virusvarianten) schnell weltweit ausbreitete und in Deutschland Ende Mai 2021 die vierte Infektionswelle auslöste. Ab September 2021 waren fast alle Infektionen in Deutschland durch die Delta-Variante bedingt. Da zu dieser Zeit schon ein großer Teil der Bevölkerung, v.a. der besonders gefährdeten Gruppe der Älteren und Vorerkrankten, geimpft war, erkrankten hier eher Kinder und Jugendliche sowie (tendenziell jüngere) Ungeimpfte. Trotz der großen Zahl von Neuinfektionen kam es in der vierten Welle nicht zu einer Überlastung der Intensivstationen der Krankenhäuser wie in den vorherigen Wellen.

Wie auch im ersten Pandemiejahr und wie in den meisten anderen Ländern stieg die Inzidenz ab dem Herbst auch in Deutschland wieder an. Da die Schutzwirkung der zweifachen Impfung nach 5-6 Monaten nachlässt, kam es zu vielen Durchbruchsinfektionen, die gehäuft die zuerst geimpfte ältere Bevölkerung und immungeschwächte Personen betraf.

Die nachlassende Wirkung der zweifachen Impfung und die höhere Rate an Durchbruchsinfektionen lässt sich durch die sinkende Zahl der Antikörper im Zeitablauf und die geringere Immunität erklären. Auch wenn diese Durchbruchs-Erkrankungen in der Regel milder verlaufen als bei Nicht-Geimpften, kann es zu schweren Krankheitsverläufen kommen.

Nochmal stark gewandelt hat sich die Situation seit dem Auftreten der aus Südafrika stammenden Omikron-Virusvariante im November 2021. Diese weist eine Vielzahl von Veränderungen auf (es sind 30 Aminosäureveränderungen, drei kleine Deletionen und eine kleine Insertion) und ist deutlich ansteckender, wobei dies wohl durch vier spezielle Mutationen bedingt ist. Aufgrund der hohen Infektiosität ist diese Virusvariante bereits in vielen Ländern vorherrschend und wird vermutlich in nächster Zeit weltweit der dominierende Virustyp werden. Es kommt häufiger zu Infektionen von Ungeimpften, aber auch zu Reinfektionen. Das liegt daran, dass die aktuell verfügbaren Impfstoffe, die gegen den ursprünglichen Virustyp entwickelt wurden, keine volle Immunität bieten können. Nach zweimaliger Impfung durch mRNA-Impfstoffe sind die neutralisierenden Antikörper bis zu 25-fach reduziert. Durch eine dritte Booster-Impfung steigt die Effektivität der Impfung auf 70-75% an. Damit können vor allem schwere Krankheitsverläufe verhindert werden.

Die Impfhersteller arbeiten derzeit an einer Anpassung ihrer Impfstoffe, die auch gegen Omikron voll wirksam sein sollen. Frühestens ab März 2022 sollen diese modifizierten Impfstoffe produziert werden.

Die Infektionen mit der Omikron-Virusvariante sind in der Regel weniger schwer, da eher die oberen Atemwege, also die Bronchien, infiziert werden, während die Lunge – wie bei den vorherigen Varianten – verschont zu bleiben scheint.