Chronischer Stress – die Folgen

Die gesundheitlichen Folgen von chronischem Stress

Dauerhafte Stresseinwirkung hat starke negative Auswirkungen auf die Gesundheit in körperlichen und psychischen Bereichen. Durch die erhöhten Kortisolspiegel wird der Stoffwechsel stark auf Energieverwertung ausgerichtet, so dass die Glukoseaufnahme und die Neubildung von Eiweißen (Proteinbiosynthese) vermindert werden und sich damit Leistungsfähigkeit und Immunsystem verschlechtern. Unter anderem steigt der Blutdruck, das Verhältnis von Bauch- zu Hüftumfang erhöht sich und die Blutfette verändern sich (HDL und Verhältnis von HDL zu Gesamt-Cholesterin). Je stärker und länger der einwirkende Stress, desto stärker sind diese Veränderungen.

Dazu kommen die Auswirkungen der zu hohen Hormonspiegel Dopamin und Noradrenalin auf das Frontalhirn (s.o.). Seine Funktionen, nämlich u.a. Planung, Analyse, Entscheidungsfähigkeit und Konfliktkontrolle werden nicht nur im akuten Stresszustand, sondern auch bei chronischer Stressbelastung beeinträchtigt. Darüber hinaus werden gedächtnisrelevante Strukturen im Gehirn geschädigt (u.a. Hippocampus, Frontalhirn und Amygdala).

Ganz besonders sensibel gegenüber chronischem Stress sind diese Bereiche bei Neugeborenen und Jugendlichen (in der Jugend vollzieht sich die Reifung des Frontalhirns), aber auch bei älteren Menschen.

Stress: für den einen ja, für den anderen nein

Wesentlich für die Reaktion auf äußere Belastungen sind einerseits ihre Art, Dauer und Intensität. Andererseits entscheiden individuell die körperliche Fitness und psychische Faktoren wie Intelligenz, Schulbildung, emotionale Intelligenz und eine starke Persönlichkeit über das Ausmaß der Stressreaktion. Eine „labile“ Psyche kann zum Beispiel durch problematische persönliche Beziehungen, soziale Isolierung oder fehlende Anerkennung (mit-)bedingt sein.

Stress wird empfunden bei hohen äußeren Anforderungen und gleichzeitig geringen psychischen Ressourcen. Entscheidend ist dabei, ob die Stresssituation als bedrohlich bewertet wird oder nicht (s. Abschnitt weiter oben). Teilweise ist die Art unserer Bewertung angeboren, teils durch unsere Erfahrungen erlernt. Je positiver und gelassener der Geist auf Stressoren reagiert, desto souveräner und potenter kann die vegetative und die kognitive Stressreaktion ausfallen, eine pathologische Aktivierung des Stresssystems wird vermieden.